3D-Drucker: Wie druckt man Miniaturen und Tabletop-Figuren?
3D-Drucker für Miniaturen sind spätesten seit Corona aus dem Tabletop-Hobby nicht wegzudenken. Feste Lieferzeiten für simple Einzelteile sind kaum abzusehen und dank der Lockdowns haben wir viel Zeit für unser Hobby. Deshalb möchten wir dir in diesem Artikel zeigen…
- wie du mit einem 3D-Drucker Tabletop-Figuren herstellst.
- woher du günstige Druckvorlagen bekommst.
- wie viel 3D-Druck insgesamt kostet.
Wie läuft der 3D-Druck einer Tabletop-Figur ab?
Bevor wir in die einzelnen Schritte des Druckvorgangs einer Tabletop-Figur einsteigen, möchten wir kurz den Unterschied zwischen 3D-Druck und Papier-Druck aufzeigen. Denn 3D-Druck kann nur bedingt mit einem klassischen Druckvorgang verglichen werden.
- Ein Laserdrucker überträgt Toner auf ein bereits vorhandenes, genormtes Papier. Der Druckvorgang in einer Farbe dauert dabei wenige Sekunden.
- Ein (M)SLA 3D-Drucker baut aus dem Kunstharz Resin ein eigenständiges, stabiles Konstrukt im leeren Raum. Allerdings dauert der Druckvorgang einer 32mm Figur mehrere Stunden.
Umwandlung eines 3D-Objekts in eine Miniatur
Vor dem 3D-Druck müssen Tabletop-Figuren in Druckdateien umgewandelt werden. Dazu verwendest du eine sogenannte Slicing-Software.
- Als Erstes positionierst du die Miniaturen auf dem Druckbett.
Da ein Druckvorgang lange dauert, nutzt du die Fläche so gut es geht und druckst mehrere Figuren gleichzeitig. - Danach wird die Größe der Miniaturen angepasst.
Wenn du mit 28mm Figuren spielst, sind 32mm Objekte zu groß. - Als Nächstes werden Stützen (Support) erzeugt.
Dadurch verhinderst du, dass Teile der Miniatur ohne Kontakt zum Druckbett gedruckt werden. Die Slicing-Software berechnet Menge und Position des Supports automatisch für dich. Manche Drucker setzen den Support aber auch gerne von Hand. - Dann legst du die Ebenenhöhe (Layer-Height) fest.
Die Ebenenhöhe ist ein Wert im Mikrometer-Bereich, die den Detailgrad der Miniatur beim 3D-Druck beeinflusst. Je niedriger die Ebenehöhe, desto glatter das Ergebnis und desto länger die Druckzeit. - Zum Schluss erzeugt die Slicing-Software eine Druckdatei.
Diese sagt deinem Drucker in technischer Sprache, was er wann zu tun hat.
3D-Druck von Miniaturen
Anschließend lädst du die Druckdatei in den 3D-Drucker. Der Druckvorgang von Miniaturen mit einem Resin-Drucker ist recht schnell erklärt:
Die Druckplatte befindet sich in einem Flüssigbad aus Kunstharz. Ein UV-Licht belichtet das Objekt, während sich die Druckplatte langsam nach oben bewegt. Auf der belichteten Fläche verhärtet das Kunstharz in der gewünschten Form.
Für deine Drucke kannst du die komplette Druckfläche ausnutzen. Es spricht also nichts dagegen, wenn du zum Beispiel auch mal einen großen Drachen ausdrucken möchtest. Außerdem kannst du Miniaturen auf ein vielfaches ihrer Größe hochskalieren und sie als Statuen oder Büsten bemalen.
Reinigung nach dem Druckvorgang
Nachdem der 3D-Drucker mit den Miniaturen fertig ist, beginnt die eigentliche Arbeit. Denn frisch aus dem Drucker sind die Miniaturen weich und es läuft überall flüssiges Kunstharz an ihnen herunter.
- In einem Alkoholbad löst du das überschüssige Kunstharz von den Miniaturen.
- Danach folgt eine Intensivreinigung in einem Ultraschallbad.
- Nach dem Trocknen entfernst du den Support vorsichtig mit dem Seitenschneider und feinkörnigem Schleifpapier.
Aushärten der Figuren
Zum Schluss behandelst du deine Miniaturen mit UV-Licht. Das kann mit einer Taschenlampe oder günstigen Nagelstudio-Geräten geschehen. Durch das UV-Licht härtet das Kunstharz aus.
Danach kannst du deine Miniaturen bemalen. Sie haben die üblichen Eigenschaften von Resin-Figuren. Das heißt, dass der Kunststoff spröde ist, leicht bricht und nur mit einem Atemschutz geschliffen werden sollte.
Was sind die besten 3D-Drucker für Miniaturen und Modelle?
Wenn du es gar nicht erwarten kannst, deine eigenen Miniaturen zu drucken, dann schau dir einfach mal die folgenden 3D-Drucker an. Diese Modelle sind besonders einsteigerfreundlich und günstig zugleich.
- Der Anycubic Photon Mono ist unser absoluter Favorit zum Drucken von Tabletop-Figuren. Er ist einfach zu warten und kann für schmales Geld unglaublich detailliert ducken.
- Der Phrozen Sonic Mini hat eine etwas geringere Auflösung, druckt dafür aber auch etwas schneller.
- Der Elegoo Mars bietet fast alle Vorzüge des AnyCubic Photon Mono, muss jedoch zusammengebaut werden.
Bei deiner Entscheidung wirst du auch abseits der von uns vorgeschlagenen Modelle wenig falsch machen. Denn in dem Preissegment bis 350 Euro unterscheiden sich Drucker und Druckbild qualitativ kaum voneinander.
Wo findet man Druckvorlagen?
Druckvorlagen gibt es wie Sand am Meer. Die folgenden Plattformen haben sich in der Community durchgesetzt:
- Etsy / Gumroad sind Marktplätze, auf denen Druckdaten zum Festpreis angeboten werden.
- Auf Patreon unterstützt du Modellierer mit einem selbst festgelegten Geldbetrag. Im Gegenzug erhältst du Zugriff auf eine ganze Reihe von Druckdateien, wie zum Beispiel den Miniaturen von Vae Victis Miniatures.
- Thingiverse / MyMiniFactory sind Websites, auf denen tausende kostenlose Druckdateien angeboten werden.
Wie viel kosten ein Resin-Drucker und das Material dafür?
Wie jede Maschine unterteilen sich auch die Kosten eines 3D-Druckers in Anschaffungs- und Betriebskosten. Anschaffungskosten treten einmalig auf, Betriebskosten hängen von der Menge deiner Drucke ab.
Anschaffungskosten
- Ein Resin-Drucker für Einsteiger kostet zwischen 150 und 350 Euro.
- Ein Ultraschall-Bad kostet 50 bis 150 Euro, denn ohne ist der Reinigungsprozess schlicht und ergreifend nervig.
- Und eine UV-Lampe zum Aushärten von Kunstharz ist ab etwa 10 Euro erhältlich.
UV-Lampe und Ultraschall-Bad kannst du auch als Kombigerät kaufen. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Wash & Cure Maschine. Etwas kostspielig, aber komfortabel und leicht zu bedienen.
Betriebskosten beim Druck von Miniaturen
- Unter den Betriebskosten ist besonders das Kunstharz Resin zu beachten. Eine 32 mm Miniatur besteht aus etwa 5 cm3 Resin, was 20 Cent Materialkosten entspricht. Auf dem Druckbett ist Platz für mehrere Miniaturen.
Nach dem Druck haftet außerdem etwas überschüssiges Resin auf dem Objekt. Dieses Resin wird beim Reinigungsvorgang gelöst und ist danach nicht mehr verwendbar. - Zum Säubern der Figuren benötigst du Alkohol (Isopropanol) und Schutzhandschuhe. Den Alkohol kannst du mehrfach verwenden.
- Gute Druckvorlagen kosten etwa 3 Euro pro Miniatur. Individuelle Druckvorlagen ab 5 Euro aufwärts.
- Je nach Druckdauer kommen außerdem Stromkosten von 0,1 bis 0,15 kWh zusammen.
Alternative: Online 3D-Druck-Service
Hohe Anschaffungskosten, zeitintensive Einarbeitung – es gibt viele Gründe, die gegen die Anschaffung eines 3D-Druckers für Tabletop-Figuren sprechen. Dementsprechend schnell haben sich Online 3D-Druck-Services etabliert.
Ein Online 3D-Druck-Service arbeitet nach dem Print-on-Demand-Prinzip. Entweder lieferst du druckbare Miniaturen an oder du wählst aus einer Reihe vorhandener Druckvorlagen aus. Der Druck wird individuell für dich hergestellt, daher musst du neben dem Versand auch noch ein paar Tage für die Herstellung einplanen.
Wir selbst besitzen nur einen Filament-Drucker, weshalb die im Schritt-für-Schritt-Abschnitt gezeigten Resin-Figuren von Daniel Meyer angefertigt wurden, dem Inhaber von Miniature Guru. Die Druckvorlagen haben wir vorher bei Skull Forge Studios auf Gumroad gekauft.
Sind 3D-Drucker für Tabletop-Figuren sinnvoll?
3D-Drucker ergänzen dein Tabletop-Hobby wunderbar, wenn du…
- Einzelteile (Bitz) drucken möchtest, wie zum Beispiel Schulterpanzer für Space Marine Figuren oder Schilde für Ritter.
- Tabletop-Figuren in Kleinstauflage drucken möchtest, wie zum Beispiel Charaktermodelle oder eine kleine Warband.
- Gelände (Terrain) oder Geländeteile drucken möchtest, wie zum Beispiel Türen, Fenster oder Ruinen.
Abschließend kann man sagen, dass ein 3D-Drucker viele neue Möglichkeiten für dein Tabletop-Hobby bietet. Wir persönlich würden den Zeitaufwand scheuen, damit eine Massenarmee zu drucken. Allerdings ergänzen wir unsere Sammlung gerne um einzelne Tabletop-Figuren oder Einzelteile aus dem Drucker.
Häufig gestellte Fragen
Das kommt ganz auf die Druckvorlage an. Wird eine Figur als supportless
Angeboten, kannst du davon ausgehen, dass sie besonders einfach zu drucken ist.
Das musst du vorab mit der Turnierleitung klären. Bei Warhammer ist dies nicht immer möglich, bei Star Wars Legion hatten wir noch nie Schwierigkeiten damit.
Ja, allerdings sind Miniaturen quasi der Endgegner für FDM-Drucker, wie zum Beispiel einem Creality Ender 3. Du musst die Einstellungen deines Druckers wirklich im Griff haben, um eine Tabletop-Figur in guter Qualität drucken zu können.
Die Kosten für eine 3D-Druck Figur hängen vom Material und der Größe ab. Eine 32 mm Miniatur kostet zwischen 2,50 und 5,00 Euro, wenn man sie mit einem haushaltsüblichen Drucker herstellt.
Die Preisspanne wird durch Modell, Material, Nachbearbeitung, Drucker, Stromkosten, Verschleiß, Gewinnabsicht und viele weitere Faktoren beeinflusst. Bei individuellen Aufträgen berechnen Druckende der Einfachheit halber oft einen prozentualen Aufschlag auf die Materialkosten.
Teile des Bildmaterials für diesen Artikel wurden uns freundlicherweise von Daniel Meyer 3D Druck und Phrozen Technology zur Verfügung gestellt.